Montag, 8. Juli 2013

Mönch Nollenroute

Bereits in der Bahn auf die Grosse Scheidegg konnte ich unsern morgigen Plan, die Nollenroute auf den Mönch, in seiner ganzen Länge erblicken. Je nach Perspektive machte die Routensteilheit weniger oder mehr Eindruck. In der Frontalansicht scheint die Route abweisend steil und ausgesetzt, in der Profilansicht wie eine seichte 30°-Firnwanderung. Was wir am nächsten Tag frühmorgens antraffen, war etwas dazwischen. In der Literatur wird eine Steilheit von 60° für den Firn kurz unter der Eisnase, bis 80° für die Eisnase und eine Durchschnittssteilheit von 48° für den rund 250m langen Firnhang auf den Mönch NW-Grat angegeben.
Rote Linie = Mönch Nollenroute, li davon (nicht eingezeichnet) verläuft die Lauper-Route
Ein abwechslungsreiches Weglein führte von der Station Eismeer durch Schuttbänder, kleine Felsstufen und Schneefelder auf einen markanten Felsvorsprung, den Thron der Guggihütte. Eine härzige Hütte mit kleinem Schlafsaal, an Sommerwochenenden ist ein Clubmitglied vor Ort. Das Essen wird nicht per Helikopter angeflogen, sondern jede Seilschaft muss es selbst herauftragen und auf dem Holzofen kochen - eigentlich eine ganz gute Lösung für Hütten dieser Grösse, finde ich.
Zustieg zur Guggi-Hütte auf blauweiss-markiertem Weg

Die gemütliche Guggi-Hütte: Kochgelegenheit hat es, sei Menu muss jeder selber raufbuckeln

Wir waren neugierig, was uns morgens mit dem Nollen, der bekannten Eisnase, erwartet. So rekognoszierten wir noch vor dem Nachtessen die ganze Strecke bis aufs Mönchplateu, dort strahlte der Nollen in seinem schönsten eisigen Hellblau in der Abendsonne - und unsere Vorfreude auf den nächsten Morgen platzte beinahe aus ihren Nähten :-).
Um 3:30 machten wir uns im Stirnlampenlicht auf den Weg. Durch eine Flanke aus Felsbändern und viel Geröll stiegen wir teils Wegspuren, teils weglos auf zum Mönchplateau. Hier begann der Himmel im Osten bereits aufzuhellen - perfekt, denn genau bei Tagesanbruch wollten wir mit Schrauben und 50m Seil unter der Eisnase stehen.
Bereits unterhalb des Nollens steilt sich das Gelände auf

Das Nolleneis - heute eher brüchig, so dass uns die Vorsteiger ungewollt mit Eisbrocken bewarfen
Zwei weitere Seilschaften hatten denselben Plan und das Eis war brüchig, deshalb hat mein Helm jetzt ein kleines Loch und meine Oberschenkel ein paar blaue Flecken vom Eischlag. Mit einer 50m-Seillänge überwanden wir den steilen Teil der Eisnase. Die 2 anschliessenden Seillängen, bereits weniger steil, schraubten wir bei einer Unterlage aus Eis mit wenig pickelhart gefrorenem Firn drauf auch.
Im Übergang auf das Plateau unterhalb des steilen langen Gipfelhanges

So seicht und sanft er von weitem aussieht, den Gipfelhang habe ich weit anstrengender als den Rest der Tour empfunden!
Im Gipfelhang fanden wir zwar nicht schönen Trittschnee vor, jedoch griffen die Steigeisenzacken noch relativ gut. So veschwand das Seil nach der Eisnase für die weitere Tour im Rucksack. Wie sich die Tour bei Verhältnissen, welche das Schrauben der Flanken verlangen, in die Länge zieht, möchte ich nicht erleben!
Im neverending-Gipfelhang

Kurz vor dem Grat, nur noch wenige Gipfelhang-Meter trennen mich vom Panorama auf der anderen Seite
 
Mönchsgipfel  -  Jupi eine weitere Traumtour ist gelungen (man sollte den Tag ja zwar nicht vor dem Abend loben, der Abstieg über den SE-Grat steht uns noch bevor)
Auf dem Gipfel des Mönch froren wir in Daunen- und Gorejacke, beim Abstieg über den SE-Grat wünschten wir uns einen kalten Pool -  krass diese Temperaturunterschiede!
Im Abstieg über den SE-Grat des Mönchs - eine Wahsinnsaussicht!
Fazit: faszinierende Tour mit eindrücklichen Tiefblicken, in der nicht zu unterschätzenden Gipfelflanke habe ich mir bisschen dickere kräftigere Waden gewünscht;-)!