Montag, 3. November 2014

Wildhorn-Umrundung


RUND UMS WILDHORN Nach der Tour du Mt Blanc im September und der Tour des Dents du Midi im Oktober zeigte sich das Wetter auch Anfangs November für ein paar Tage von seiner besten Seite - genau richtig, um auch noch die Wildhorn-Umrundung (offiziell "Tour du Wildhorn") in Angriff zu nehmen. Uns bestens bekannt vom Winter, besuchten wir den Wildhorn-Gipfel dieses Mal also nicht, sondern bestaunten ihn von 360° her.
Bernd, Selina und Manu auf Tour

HERBSTLICHE FARBEN & MEHR SCHNEE ALS GEDACHT Auf dem Parkplatz Louwenesee warfen wir uns in die Salomon Speedcross und stiegen durch herbstlich-farbige Wälder der Waldgrenze entgegen. Keinen Meter eintönige Forststrasse, sondern direkt mit schmalen Weglein gings vom Parkplatz los.  Nach einem ersten kurzen Schneegestapfe durch eine nordausgerichtete Flanke verdrückten wir auf rund 2350müM - mit Blick auf den Iffigsee, das Niesehore und selbst den Eiger - unsere Sandwiches auf einer Steinplatte in den wärmenden Sonnenstrahlen. Danach war's auf dieser Tour definitiv fertig mit herbstlichen Temperaturen. Aktuell muss nordseitig ab 2000müM mit Schnee gerechnet werden, und das zum Teil mehr als kniehoch!
Unser Weg führte an der eingewinterten Wildhornhütte 2303müM (hat Winterraum; der Hüttenfuchs hat uns nicht begrüsst, er ist wohl miteingewintert) vorbei. Teilweise weglos und teilweise über einen schmalen Pfad stiegen wir durch das schottrige Gelände zwischen Schnidehore und  Chilchligletscher zum Schnidejoch auf 2756müM hinauf. Hier wurde erstmals der Blick in die - bereits in der Abendsonne leuchtenden - Walliser Bergketten frei.
Herbststimmung im Chüetungel

Vorboten des Winters - hoffentlich eines kalten und schneereichen!

Manu bei der Spuren-Analyse...ja, es war ein Biker!

Ankunft auf dem Schnidejoch: erstmals zeigen sich die Walliser Bergketten, zudem auch bereits der Mond!

Abstieg durch den Schnee vom Schnidejoch zum beinahe vollständig gefrorenen Lac de Ténéhet

WASSERPUMPE ERWÄRMT INGENIEURSHERZ
Dem Abstieg zum Lac de Ténéhet (2440müM, wie alle weiteren angetroffenen Seen fast vollständig gefroren) folgte ein Wiederaufstieg zum Col des Eaux Froides, welcher dem südwestlich unterhalb liegenden Plateau "Les Audannes" alle Ehre wies! Manu bastelte dort seine Katadyn-Wasserpumpe zusammen, damit wir unsere Wasservorräte keimfrei auffüllen konnten. Das hantieren mit der faszinierenden Wasserpumpe erwärmte das Ingenieursherz derart, dass ihn seine klammen Fingern dabei nicht gross störten.
Tiefblick vom Col des Eaux Froides hinunter zum Plateau "Les Audannes" mit gleichnamiger Hütte und See, im am Horizont die Walliser Bergketten im Abendlicht...vielleicht sogar die schönste Aussicht der ganzen Tour!

Katadyn-Wasserpumpe in Betrieb erwärmt Ingenieursherz ;-)
 
Auf dem Plateau "Les Audannes" wenige Meter vor der Hütte.

Fernsicht um kurz vor 18Uhr im November von der Terrasse der Cabane des Audannes aus..
 
KOMPLETT VERSCHNARCHTE NACHT Trotz der später Jahreszeit für Touren dieser Art sassen bereits vier Belgier im Winterrraum der Cabanes des Audannes - lustig waren sie ja, aber nicht ganz hüttentauglich. Ein Kissen-Volltreffer beendete zumindest eine der Schnarchattacken im 30-er Schlafsaal. Der Winterraum (30.-/Person) ist top ausgerüstet. Nebst einem grossen Gasherd findet sich jede Menge Geschirr (bis hin zum Schwingbesen für die Beutelsuppe), Gewürze, Duvets und ein Holzofen. Durch die Fenster der supergemütlichen Stube sieht man in die Walliser Viertausender und zum Mond.
Zum Winterraum gehörende Stube und Schlafsaal des Cabane des Audannes (Herkunft Foto: www.alternatives-wandern.ch)

Novembermorgen um 8Uhr vor der Cabane des Audannes, Blick gegen Süden

SCHLÜSSELSTELLE COL DES AUDANNES Am zweiten Wandertag - nach einer komplett verschnarchten Nacht - wurden wir spätesten auf dem Col des Audannes wach. Der Abstieg über Leitern und durch eine Rinne entlang einem dicken Seil (lag bereits unter der Schneedecke, mussten wir ausgraben) stellt die technische Schlüsselstelle der Tour dar. Sie ist zwar nicht schwer, aber es müssen schon kurz beide Hände aus den Hosensäcken. Am nordöstlichen Ende des Plateaus "Grand Gouilles" trafen wir zum zweiten Mal auf der Tour auf mehr als nur ein Rinnsal (noch) fliessenden Gewässers und die Wasserpumpe kam zu ihrem zweiten Einsatz.
Schlüsselstelle: das Seil in der steilen Rinne (deutlich steiler als auf dem Foto wirkend) musste aus dem Schnee gerissen werden

KNIETIEFES GESTAPFE DURCH DIE NO-FLANKE Mit 3036müM den höchsten Tourpunkt bildete der Arpelistock. Der Aufstieg über seinen äussert schottrigen S-Grat war im oberen, steilen, Teil zwar weitgehend schneefrei, aber forderte mehrmals Einsatz der Hände, um steile Stufen abzuklettern oder kleine Eisfleckchen zu umgehen. Die kalten Temperaturen und der Windchill verwehrten uns eine ausgedehnte Gipfelpause. Über die bereits rechts "schneegefüllte " Nordostflanke stapften wir knietief entlang dem Gältegletscher ins Rottal runter und damit von winterlichen zurück in den herbstlichen Temperaturbereich. Nach einer kurzen "letzte-Sonnenstrahlen-geniess-Pause" unterhalb der Geltenhütte (Winterraum aktuell geschlossen wegen Renovation) trennten uns noch paar Hundert negative Höhenmeter von der Packung Ovo-Güetzi im Auto beim Louwenesee.
Aufstieg auf den Arpelistock via S-Grat: einige Stellen verlangten Handeinsatz (kurze steile Stellen Abklettern, eisige Flecken umgehen)

Abstieg vom Arpelistock: hier der oberste Teil (Weglein führt über den Grat), bevor man später in die NO-Flanke (auf dem Bild nach rechts) abzweigt!

Abstieg vom Arpelistock: nicht überall in der NO-Flanke hatte es NUR knöcheltiefen Schnee wie hier!

ECKDATEN DER TOUR
Tag1 (Louwenesee - Wildhornhütte - Cab. des Audannes): 15 Km, 1850 Hm, 750 Hm
Tag2 (Cab. des Audannes - Arpelistock - Louwenesee): 17 Km, 1050 Hm, 2170 Hm
Material: Wir haben einzig Wandermaterial dabei gehabt (kein: Seil, Steigeisen, Pickel, Schneeschuhe), was bei DIESEN Verhältnissen gepasst hat.

Donnerstag, 25. September 2014

Tour des Dents du Midi


TOUR DES DENTS DU MIDI Die Umrundung des Dents-du-Midi Bergmassivs ist eine etablierte Mehrtageswanderung im Unterwallis. In der Regel werden die knapp 50 Kilometer und etwas mehr als 3000 positive Höhenmeter (je nach Varianten) in 3 Tagen abgewandert. Der relativ gut ausgeschilderte Rundwanderweg führt an einer Handvoll Hütten vorbei, so dass die Länge der Tagesetappen individuell festgelegt werden kann. Eine leichte Wanderausrüstung ist ausreichend, Gletscher werden nur aus der Ferne bestaunt und die technische Schlüsselstelle bildet der mit Ketten gut abgesicherte Pas d'Encel (Wanderskala ca T3) am westlichen Zipfel der Tour.
Jährlich über diesen Rundwanderweg führt auch der "Trail Dents du Midi" (TDM), ein Wettkampf, welchen man einzeln oder im Team antreten kann.
Tour des Dents du Midi einfach diesem grünen Aufkleber folgen!

DIE LETZTEN TAGE NUTZEN Mit jedem Tag fallen die Temperaturen tiefer, und Steffis Bauch wird auch nicht grad kleiner. So war es Zeit, nochmals ein letztes Herbst-Girlsprojekt in Angriff zu nehmen. Ich warf die "Tour des Dents du Midi" in die Runde, und Steffi war nach einem Blick in ihre neuen Swisstopo-Wanderkarten sofort begeistert dabei.
Zwei Tage später trafen wir uns kurz nach Anbruch des Tages in Aigle (VS), wo wir erstmals Blick in die Dents du Midi hatten, welche gerade in den ersten Sonnenstrahlen leuchteten. Mit der Wanderkarte, Rucksäcken und Stöcken machten wir uns in einem Auto auf den Weiterweg in Richtung La Chindonne, Ausgangsort unserer Zweitageswanderung. Copilot Steffi manöverierte uns mittels Iphone-Routenmap über enge steile Strässchen oberhalb Monthey (VS) so weit den Berg hinauf wies nur geht, so parkierten wir schliesslich bei der Auberge de Chindonne direkt an unserer Wanderroute.

WANDERTAG-1 La Chindonne - Cab. Susanfe // 1660Hm, 1160Hm, 23Km
Über kleine Weglein traversierten wir entlang der Nordflanke des Dents du Midi Massivs. Bereits zu Beginn der Tour wählten wir eine Streckenvariante, welche uns auf den Dent de Valerette und via grasigen Grat (Arête de Soi) weiter bis knapp unter den Dent de Valère führte. Auf der Arête de Soi kann man sich drehen, wie man will - jede Blickrichtung ist einfach superschön. Und ein weiteres unserer Mehrtageswanderprojekte, die Tour des Muverans, lässt sich in der Ferne ausfindig machen.
Nach dem ersten kleinen Abstieg finden wir uns im waldigerem Gebiet des Vallée de Chalin wieder und hören von ziemlich nahem das erschaudernde Röhren eines ganzen Hirschrudels. Doch zu Blick bekommen wir die Tiere mit den Riesengeweihen erst später. Laut einer Infotafel am Wegrand soll das Tälchen bekannt für diese herbstlichen Brunftgeräusche sein.
Nach dem Pas d'Encel, der Schüsselstelle (ca T3, kettengesichert; im Gegenuhrzeigersinn begeht man sie im Aufstieg) der gesamten Rundtour, beginnt der landschaftlich schönste und alpinste Abschnitt unserer Zweitagswanderung, die Querung zweier wilder karger "Kessel", genannt Susanfe und Salanfe. Im ersteren legen wir uns vor der Cabane de Susanfe auf 2120müM an die Sonne, blicken in die Überbleibsel des Glacier du Mont Ruan und führen ungestört und ungehört intensive Diskussionen über allerlei Angelegenheiten :-). Denn nebst zwei jungen Romands, deren Deutschkentnisse nicht zum Verfolgen unsere Gespräche reicht, sind wir die einzigen Gäste der Hüttenwartin. Als der Magen längst knurrt, gibt's "Rösti avec fromage de chèvre", was sich im Teller als ziemlich bockige Mahlzeit entpuppt.
Tag1: Morgenstimmung auf der Arête de Soi

Tag1: Auf der Arête de Soi
 
Tag2: Blick zurück in den Susanfe-"Kessel", in welchem auch die Cabane de Susanfe liegt

WANDERTAG-2 Cab. Susanfe - La Chindonne // 1500Hm, 2000Hm, 27Km
Die zwei jungen Romands glaubten uns am Vorabend nicht recht - und nach dem Anblick von Steffis kugeligem Bauch schon gar nicht mehr - dass wir die Tour des Dents du Midi in "nur" zwei Tagen zurücklegen werden. Es brauchte ganze Überzeugungsarbeit während dem Frühstück in Form des Vorführens unserer leichten Rucksäcke, unserer Turnschuhe (anstatt klobiger Wanderschuhe), der Carbonwanderstöcke und des legendären Elastikschnürchens...bis dass wir die Jungs langsam überzeugt hatten von der eigentlichen Harmlosigkeit unserer Tagesetappen. Man könne durchaus mit noch leichterem Gepäck unterwegs sein, erzählte Steffi den Jungs und illustrierte ihr staunende Augen auslösende Behauptung mit dem Beispiel meiner abgesägten Kurzgriff-Ultralight-Zahnbürste ;-).
Irgendwie beschäftigte es die jungen Romands, dass zwei Girls, eine davon noch mit "soo dickem" Bauch, scheinbar so viel schneller als sie wandern würden. So hatten wir ab dem Verlassen der Hütte zwei Verfolger an den Fersen. Jedoch nur von kurzer Dauer;D....netterweise warteten wir aber dann auf dem Col de Susanfe oben an der Sonne :-). Während die Jungs von hier aus den Weiteranstieg zum Gipfel des Haut Cime (gehört zu den Dents du Midi) unter die Füsse nahmen, stiegen wir in den zweiten Kessel ab und hatten noch einige Wanderstunden bis zum Auto in La Chindonne zurück vor uns.
Tag2: Auf dem Col de Susanfe, mit Blick in den Salanfe-"Kessel" runter
 
Tag2: Im Salanfe-Kessel, mit Blick zurück in Richtung Col de Susanfe

WEITERE INFOS
Unser GPS-Track auf Google Earth:

Website der Tour des Dents du Midi: http://www.dentsdumidi.ch/de
Cabane de Susanfe: typische SAC-Hütte in schöner alpine Umgebung; angenehmes Massenlager mit Daunenduvets, praktische WC-Baracke; Frühstück dürftig (lauwarmer Schwarztee/Pulverkaffe, feines Brot & Confi, in Milchwasser eingelegte Haferflocken), Nachtessen mässig (kein Ztrinken, Suppe, bockige Rösti an fromage den Chèvre, als Dessert ein Löffel voll Apfelmuus; Teller werden serviert, von allem kein Nachschub).

Samstag, 13. September 2014

Tour du Mont Blanc (TMB) mit Varianten

 
TOUR DU MONT BLANC (TMB) Dieser beliebte Alpenfernwanderweg führt ums gigantische Mt Blanc Massiv herum. In der Regel wird die Dreiländertour entgegen dem Uhrzeigersinn in 10-12 Tagen bewältigt. Die rund 170 Kilometer und 10'000 Höhenmeter (je nach Varianten) führen durch Frankreich, die Schweiz und Italien. Der auf Höhen zwischen rund 1000-2700 müM liegende Weg bietet jeden Tag von Neuem atemberaubende Blicke ins vergletscherte Mt Blanc Massiv. Ausserhalb der Monate Juli bis September muss man mit Schnee rechnen. Die gesamte Originalstrecke ist recht gut ausgeschildert (gelbe Wegweiser mit dem grünen Signet des TMB), die Varianten allerdings nicht.
Über praktisch dieselbe Strecke wird auch der Ultra Trail du Mont Blanc (Trailrunning-Wettkampf) ausgetragen, 2013 umrundete der schnellste Läufer den berühmten weissen Berg dabei in unvorstellbaren 20h 34min! 30% des Startfeldes gibt unterwegs auf.
So sieht die TMB-Ausschilderung aus (grünes quadratisches TMB-Logo)! Bei diesem Schild in Les Houches haben wir unsere Umrundung des Mt Blanc Massiv gestartet.

SECHS FERIENTAGE Dass noch ein Plan für unsere 6 Ferientage fehlt, wurde uns erst mittags des letzten Arbeitstages bewusst. Klar war einzig, dass wir raus in die Natur wollen - wie in all unseren Ferien und an der Mehrzahl unserer freien Tagen. Bei wenig Planungszeit bietet sich Wandern stets bestens an...dabei denken wir jedoch nicht an einen "langweiligen Altersheimausflug". Man kann ja seine Füsse durchaus mit bisschen mehr Speed den Berg hochbewegen und hochalpine Varianten in die Tour einbauen. Die Idee der Umrundung des Mt Blanc Massivs kam wie gelegen - sie wird unsere Ferien schön ausfüllen.
Punkt 14:20 Uhr des ersten Ferientages starteten wir in Les Houches (Nachbarort von Chamonix) unsere 5-tägige Rundwanderung. Geplant war zu diesem Zeitpunkt fast nichts, in der Hosentasche hatten wir aber eine Wanderkarte, die Telefonnummern der zahlreichen Berghütten entlang der Route und ein Papierfötzel mit den Durchgangszeiten der UTMB*-Läufer (*Ultra Trail du Mont Blanc). Die erste Hüttenübernachtung haben wir auf dem Col de Voza, dem allerersten Pass unserer Mehrtageswanderung, gebucht.
Tag2: Aufstieg vom Chalet Refuge Nant Borrant in Richtung Col des Fours, nach dem Verlassen der Hütte wird die Umgebung laufend alpiner!

Tag2: Aufstieg vom Chalet Refuge Nant Borrant in Richtung Col des Fours, erstmals sieht man in die italienischen Bergketten!

6-7 KILOGRAMM AM RÜCKEN Wandern benötigt nicht nur weniger Planung als Alpinismus, meist bedeutet es auch weniger Materialschlepperei. Wir wollten möglichst leicht aber trotzdem gut ausgerüstet für alle denkbaren Wetter- und sonstigen Situationen wandern. Mit salzigem Proviant für 1 Tag, süssen Riegeln für die ganze Tour und pro Person 1.3Liter wogen unsere Rucksäcke je 6.5 Kilogramm. Während den fünf Wandertagen hat sich dieses Gewicht bewährt, es fühlte sich auch am Ende langer Tagesetappen nicht schwer an. Wer relevante Laufabschnitte zwischen Gehabschnitten plant, müsste das Rucksackgewicht jedoch noch deutlich reduzieren. Dies hätte aber unter anderem zur Folge, dass "Panorama-Bestaun-Pausen" auf den kalten windigen Höhepunkten der Rundtour nicht mehr möglich wären, weil die wärmende Primaloftjacke zu Hause läge :-(.

Tag2: Col de la Four: Manu auf dem einzigen zu querenden Schneefeld der gesamten Tour!
Tag2: Picnic-Time :-)

CHASSIS & MOTOR Es war nicht vorauszusehen wie unsere Füsse und Oberschenkelmuskulatur die Kilometer und Höhenmeter verdauen werden. Nach über zwei Monaten fast ausschliesslich nur Biketouren (wegen Fussproblemen..) wollten wir die Sache langsam angehen. Dass die Abstiegshöhenmeter und nicht etwa der Aufstieg der Killer von "Chassis" (insbesondere Fussballen, Klein- und Grosszehe) und "Motor" (Muskulatur) sind, wurde uns unterwegs einmal mehr deutlichst bewusst. Relevante Probleme hielten wir mit folgender Strategie erfolgreich ab: 1. Bereits bei diskretester Ankündigung eines Wehwehchens sofort Handeln (zb hyperäme Stellen an den Fersen sofort abtapen), 2. Schuhe voll aufschnüren beim Aufwärts- und Flachgehen, 3. Bei jeder noch so kurzen Pause Füsse auspacken und Socken in die Sonne resp den Wind hängen, 4. Zehennagelwall täglich mit desinfizierender Wundcreme einschmieren, 5. Abwärts "Altersheimtempo" (zeitlich kompensiert mit zügigem Aufwärtstempo).
Wir konnten unser Wandertempo während den ganzen fünf Tagen nicht nur halten, sondern in den letzten zwei Tagen noch einen Zacken zulegen. Jetzt, nach diesen Ferien, wissen wir in etwa, was bezüglich Tagesetappen und Tempo für spätere Mehrtagesprojekte drinliegt.

Mit jedem Tag wurden die Füsse bisschen weisser, hier der Endzustand nach 5 Tagen ;-)
 
Tag2: Blick vom Col de la Seigne hinab in den Abstieg, welcher zum Rifugio Elisabetta führt.

ÜBLE HÜTTENFINKEN & KALTE BACHBÄDER Die Tour du Mt Blanc ist durchaus als Biwaktour geeignet (cave grossflächiges Biwakverbot in IT), doch die unterwegs angetroffenen Biwakierer liessen sich an einer Hand abzählen. Vermutlich wird vor allem in den wärmeren Monaten Juli & August mit Zelt losgezogen. Wir sind zwar biwakerprobt in allen Höhen- und Wetterlagen, doch dieses Mal wollten wir ohne die Zusatzkilos im Rucksack losziehen. Die Hütten haben wir allermeist erst am Nachmittag vor dem "Einchecken" gebucht, irgendwo auf der Route fanden wir immer bisschen Mobiltelefonempfang. Häufig waren für dieselbe Nacht mehrere Hütten möglich, das kurzfristige Buchen erlaubte uns, die Tagesetappen spontan zu verlängern oder abzukürzen.
Dank Halbpension mussten wir nur das Mittagessen mittragen (an 2 Tagen haben wir Abends unterwegs gegessen, da wir bis in den Abend gewandert sind). Eingekauft haben wir in Les Contamines (7/7 Tage geöffneter Supermarkt direkt an der TMB-Strecke), Courmayeur (Achtung Läden geschlossen von 13-14:30 Uhr), Champex Les Lac (kleiner Supermarkt und Boulangerie am See) und Argentière (Supermarkt mit allem was das Herz begehrt).
Wenn immer sich ein Bachbecken anbot, bevorzugten wir einen Sprung ins kalte Nass den durchgehend dreckigen Duschen in den Hütten. Bei der nächsten Hüttentour würden wir Fliflops oder alte Socken mittragen, die mikrobiologische Kultur der obligaten Hüttenfinken möchte ich nicht sehen müssen!
Wir wären zu zweit gut durchgekommen mit einer 1.5Liter Wasserflasche. Als Regel kann man sich merken, dass es in Nordhängen mehr Wassernachfüll-Gelegenheiten gibt (unzählige Bäche, praktisch vor jeder Hütte einen Brunnen), als man brauchen kann, südseitig sind Wassernachfüllgelegenheiten jedoch äusserst rar gesät (wenige Brünnen). Zweifelhaftes Wasser haben wir mit Entkeimungstabletten "dekontaminiert".
Tag2: Das Rifugio Elisabetta liegt in traumhafter gletschernaher Umgebung!

Tag2: der weniger tramhafte Schlafsaal des Rifugio Elisabetta...

Tag3: den ganzen Nachmittag lang kann man die Südseite des Mt Blanc Massivs bestaunen, das Feldstechern in die Peuterey Integrale hat uns immer wieder zum Anhalten verlockt!


Tag3: Die zweite Hälfte des dritten Tages war am "wasserärmsten" (längers keine Bäche oder Brünnen) und im Aufstieg liess und die Sonne den Schweiss in Strömen runterlaufen!

5 TAGE LANG EINZIG 1 ZIEL Fünf Tage lang nur das Ziel "Endpunkt Les Houches" im Kopf, waren Motivationskrisen weit weg. Ab dem dritten Wandertag empfand mein Körper nicht mehr Sitzen sondern eher Gehen als Normalzustand, die Füsse hoben sich schon fast wie von selber. Die ToDo-Liste von Zuhause war von hier aus nicht zu regeln, also musste mein Hirn auch gar nie daran denken - Entspannung pur! Nach den fünf Wandertagen Zuhause angekommen, war ich keinesfalls bewegungs- und outdoorgesättigt, sondern wäre am liebsten weitergelaufen. Einzig auf das saubere WC und die eigenen Finken Zuhause habe ich mich gefreut ;-). Und natürlich geniesse ich die fehlende nächtliche Geräuschkulisse (!!! Es sollte eine Schnarchbusse in Berghütten eingeführt werden !!!).
Tag4: Abstieg vom Rifugio Bonatti auf den Talboden

Tag5: Blick frühmorgens vom Relais d'Arpette gegen das Fenêtre d'Arpette

Tag5: Blick in die wunderschöne Gletscherwelt vom Fenêtre d'Arpette aus 
 
Tag5: Gletscherbach unterhalb des Fenêtre d'Arpette...ja, es war etwas kalt ;-)
 
INFOS ZUR TOUR

Unsere Tagesetappen (Variante =Abweichung von TMB-Originalroute)
Nach 5 Wandertagen (genauer: 4 Tage und 2 Halbtage, dh 5x24h), guten 160 Kilometern und beinahe 10'000 Höhenmetern erreichten wir unseren Startpunkt Les Houches wieder, die Umrundung des Mt Blanc Massives war damit fertig :-). Folgend unsere Tagesetappen:

Tag1 (Halbtag, Start 14:20 Uhr):
- Les Houches - Col de Voza - Les Contamines - Chalet Refuge Nant Borrant
- 25 Km, 1300 Hm Aufstieg, 850 Hm Abstieg

Tag2:
- Chalet Refuge Nant Borrant - Col des Fours (Variante) - Col de la Seigne - Rifugio Elisabetta
-  26 Km, 2000 Hm Aufstieg, 1460 Hm Abstieg

Tag3:
- Rifugio Elisabetta - Col Chécroui - Courmayeur - Rifugio Bonatti
- 29 Km, 1590 Hm Aufstieg, 1540 Hm Abstieg

Tag4:
- Rifugio Bonatti - Grand Col Ferret - La Fouly - Issert - Champex - Relais d'Arpette (Variante)
- 37 Km, 1640 Hm Aufstieg, 2010 Hm Abstieg

Tag5:
- Relais d'Arpette (Variante) - Fenêtre d'Arpette (Variante) - Les Grands (Variante) - Col de Balme -
  La Tour (Variante) - Argentière (Variante) - Refuge de la Flégère
- 28 Km, 2460 Hm Aufstieg, 2200 Hm Abstieg

Tag6 (Halbtag, Ende 14:20 Uhr):
- Refuge de la Flégère - Le Brévent - Les Houches
- 18 Km, 810 Hm Aufstieg, 1640 Hm Abstieg

Gesamter Streckenverlauf der TMB: Nebst den kennzeichneten Hütten gibt es weitere, welche man je nach Startort & Tagesetappe wählen kann! 

Hütten: Infos & subjektive Beurteilung (jeweils Massenlager)
Chalet Refuge de Nant Borrant (FR) **: gemütliche Hütte mit kaum Aussicht (im Wald); 8er- Schlafsaal mit Duvets, viel Platz und Lavabo; Dusche warm; Frühstück mässig (Weissbrot, Konfi, Ovo), Nachtessenszeit flexibel (wärmen auf); Crocs

Rifugio Elisabetta (IT) *: sehr alte Hütte in Gletschernähe, schöne Aussicht, ca 25er-Schlafsaal (3-stöckig, sehr eng, ungemütlich, Decken); Dusche (ungetestet); Nachtessen durchschnittlich (bei voller Hütte in 2 Gruppen: 19:15 und 20:15), Frühstuck gut (dunkles Brot, Konfi, Nutella, Ovo, Kaffe); ca 5 Steckdosen im Esssaal; Crocs

Rifugio Bonatti (IT) ***: neue schöne Hütte mit Bombenaussicht & grosser gemütlicher Terasse; ca 12-er Schlafsaal mit Duvet und genug Platz, gemütlich; Nachtessen schon fast schon gourmetmässig (in Qualität und leider auch Quantität, weil die anderen am Tisch wie Fliegen assen ist unklar ob man Nachschub bekommt), Frühstück gut (helles Brot, Konfi, Müesli, Ovo, O-Saft, Kaffe); Dusche mit Jeton (kurze Laufzeit); 1 Steckdose im Massenlager gesehen (hat vermutlich weitere in der Hütte); alte Hüttenfinken

Relais d'Arpette (CH) **: gemütliche Hütte mit Superaussicht gegen das Fenêtre d'Arpette; 4er-Schlafsaal mit Decken; Dusche mässig warm; Hüttenfinken zum Kotz**; Nachtessen sehr gut (in Qualität und Quantität, inkl Salat & Dessert), Frühstück mässig (Cornflakes, Joghurt, Ovo, Weissbrot, Konfi)

Refuge de la Flégère (FR) **: gemütliche Hütte in den Aiguilles Rouges mit Bombenaussicht auf den Mt Blanc; ca 30er-Schlafsaal mit Decken und viel Platz, nicht ungemütlich; Dusche warm; Hüttenfinken zum Kotz**; Frühstück gut (dunkle Cornflakes, Ovo, O-Saft, Kaffemaschine, dunkles Brot, Konfi)

Weitere Infos zur Tour (zB GPS-Tracks, Packliste) auf Anfrage.


Tag5: Col de Balme...wieder auf der Nordseite des Mt Blanc Massivs ist bereits Chamonix in Sicht!

Tag6: Traverse in den Aiguilles Rouges...nur wenige Stunden trennen uns noch vom Start- und Zielort Les Houches :-)!

Samstag, 26. Juli 2014

Wiriehorn-Umrundung: Tragpassagen, Panorama und Supertrails

HEUTE WIEDERMAL ZWEI RÄDER & FEDERWEG
Hauptsache mit guten Freunden in wilder Umgebung mit eigener Muskelkraft unterwegs - die genaue Fortbewegungsart ist für mein Gemüt hingegen sekundär und durch Saison, Verhältnisse sowie Wetter bestimmt. Heute wars einmal mehr das Bike.
In Wimmis auf dem Parkplatz vor der Rollhockeyhalle stiegen wir in den Sattel. Auf den minimal geneigten Diemtigtaler Hauswegen pedalten wir abseits der Hauptrasse neben paradiesischen Teichlein und eine Bach aufwärts, nicht nur eine Stelle hätten zum Füssebaden oder Picnichalt eingeladen, wenn wir nicht erst wenige Kilometer pedaliert hätten. Mit Rücksicht verärgert man hier auch kaum einen Wanderer, ausser man trifft per Zufall gerade auf einen der Bikehasser, welche ab und zu mit grosser Schadenfreude Baumstämmchen auf die Gurtentrails legen...und die Abfahrt dadurch maximal noch spannender machen :-D...
Blümchen wie auch Schmetterlinge mögen Manus Bikepedal :-)

TSCHUGGE - SANFTER AUFSTIEG & STEILER SINGLETRAIL
Auf dem Horboden zweigten wir nach rechts ab. Der Anstieg nach Tschuggen führt 4/5 über eine schmale Teerstrasse und bietet Aussicht in die Stockhornkette, der Verkehr beschränkt sich auf vereinzelte Traktoren und an einer Hand abzählbaren Autos. Der letzte Streckenfünftel führt über Forstwege im Wald respektive auf dem Plateau oben über einen Singletrail im hohen Gras mit vielen "Kuhschlaglöchern". Auch der oberste Teil der Abfahrt führt über einen solchen einfache "Kuh-Trail". Dann folgt abfahrtsmässige die erste Schlüsselstelle der gesamte Tour: Über rund 140 Höhenmeter führt ein teilweise sehr steiler, mit einigen engen verblockten Kurven gespickter Trail runter nach Chilchflue (laut Swiss Singletrail Map schwarzer Trail). Ab dort bis in Tal Forst- oder Teerstrasse.
Abfahrt von Tschuggen aus: Oben einfacher Singletrail durchs hohe Gras (siehe Bild) mit teilweise mit "Kuhschlaglöchern", anschliessend anspruchsvoller "schwarzer" Trail bis Chilchflue.

WIRIEHORNUMRUNDUNG - TRAGPASSAGEN, PANORAMA UND HOHER SINGLETRAILANTEIL
Nach längerem Abschnitt auf dem Talboden stachen wir bei Staldemaad in den Wald, abwechslungsweise auf Forst- und Teerstrassen gewannen wir die Höhe bis zum Alphüttchen Bodeflue 1600müM. Bike-schiebend über einen erdiggrasigen Singletrail und anschliessend auf steiler Schotterstrasse gings weiter hoch bis zum nächsten Alphüttchen bei Wirie. Nach 15minütiger Tragpassage über einen initial steilen schmalen Pfad erreichten wir das leicht geneigte Plateau, welches dem Pass (P.2031) vorgelagert ist. Das Plateau selber bietet einen rund 300 Meter langen aufwärts fahrbaren Singletrail mit viel Weitsicht!
Es wurde gemunkelt, meine knapp 14Kg schwere Anschaffung könne ich doch gar nicht auf der Schulter tragen - hier mit dieser Tour (ein vorerst 15minütiger) Gegenbeweis :-D. Damit mein nicht allzu muskelmassengepolstertes Schulterblatt keine blauen Flecken davonträgt, da bin ich aktuell am tüfteln und hoffe, eine meiner Ideen wird die herrschende Marktlücke vielleicht schliessen :-).
Auf dem Plateau: noch rund 300 wenig geneigte fahrbare Meter bis zum Pässchen, dort sind die 1800 Aufstiegshöhenmeter geschafft!

Mit dem Bike verschwitzt auf dem Pässchen (P.2031) angekommen, hat man 1800 Aufstiegshöhenmeter geschafft, und es liegt die zweite Abfahrtsschlüsselstelle zu Füssen: der initial sehr steile steinige Singletrail mit engen Kurven und einigen grössen Blöcken. Jedoch wird dieses Weglein nach rund 100 Höhenmetern schon viel einfacher.

Abfahrt vom Pässchen hinunter nach Gurbs Metteberg: initial anspruchsvoll, aber bald viel einfacher!

Ab Gurbs Mettenberg bis Tubelfärrich dominieren unsteile sehr flowige Singletrails, die teils von den Kühen "bearbeitet" und daher stellenweise knöcheltief matschig sind. Von Tubelfärrich bis Schwarzeberg führt ein letztes und nochmals sehr flowiges Singletrailstück, der Untergrund ist hier erdiggrasig und war am Tag unserer Tour vollständig trocken. Ab Nüegg erreicht man den Talboden via Waldweg (in der NE-Flanke des Schwarzeberg) oder alternativ über die Downhillpiste der Wiriehornbahn.

Tour im Überblick