Montag, 24. Februar 2014

Tris Rotondo - Skitourenerlebnis im Tessin!


INS SCHNEEVERWÖHNTE TESSIN: Zu viert im Auto mit einem ganzen Haufen Carbon, acht Stück mehr oder weniger stinkenden Rennskischuhen und Steffis Carboloader-Pulverdosen wurde zuerst mal bisschen unsere Geduld (die doch einige von uns gar nicht besitzen) im Stau erprobt. Trotzdem kamen wir rechtzeitig mit abgeholter Startnummer bei Sophie in Andermatt an. Dort gabs nebst mehr als ein Kilo Spaghetti auch Schlafgelegenheit für uns alle.
Um 3:15 Uhr rührten die ersten verschlafenen Gesichter ihr Powermüesli oder die Ovo an. Mir reichte die halbe Sunde bis zur Abfahrt gerade, um ein halbes Brot zu verdrücken, alle "Problemstellen" mit Compeed Pflaster abzukleben und die Startnummer am Oberschenkel zu montieren.
Eine Gotthardröhre und 25Km Shuttlebusfahrt später standen wir am Start des Tris Rotondo im Bedrettotal. Rund 150 Team standen hier mit Leichtski, Rennschuh, einer kleinen Flasche Ztrinken und nicht viel mehr als ein paar Kohlehydratgels in der Hosentasche. Startschuss... und die Masse stürmte los!

Startschuss des Tris Rotondo im Bedrettotal

SPEKTAKULÄRE STRECKE - SUPER TRIS: Mit seiner spektakulären Strecke kandidiert das Tris Rotondo für die Aufnahme in die Grand Course Rennserie, worunter nebst drei weiteren Rennen auch die Patrouille des Glaciers dazugehört: Eine spektakuläre Couloir-Portage reiht sich an die nächste, die Aussicht als Lohn für drei Aufstiege auf +/- 3000 m.ü.M. ist kaum zu übertreffen, vor der Schlussabfahrt muss noch über Leitern abgeklettert werden. Die beim vorabendlichen Briefing als "kriminell" betitelte letzte Abfahrt hat wirklich bisschen was davon - im Slalom um Bäumchen, Gebüsche und Steine mussten einige hundert Höhenmeter durch eine Mischung aus gefrorenem und bereits aufgesulzten ärgst "vercharreten" Schnee abgearbeitet werden. Ja, das war wirklich harte Arbeit mit dünnen Rennski!

Das Bedrettotal, eine Gegend voller schöner Felspitzchen

Canale della Fiamma mit Läufern drin: die erste Portage des Super Tris, die einzige des Short Tris

Einstige ins Fiamma-Couloir, hier mussten die Ski auf den Rucksack aufgebunden werden. Verhältnisse und Präparation im Couloir waren hervorragend, so dass keine Steigeisen nötig waren.
 
Ausstieg aus dem langen Fiamma-Couloir
 
 
Von zahlreichen Helfern wurden die Läufer an den Verpflegungsposten mit Tee und kleinen "Powerhäppchen" versorgt

Abstieg über Leitern am Wittenwasserstock

KURZE FELLE & STÜRZE: Kurz nach dem Start zweigte der Parcours ab auf zwei parallele Spuren. Hier mussten sich die rund 300 Läufer einreihen - einfach zuwenig Platz für zuviele Teilnehmer. Die Spur war stellenweise sehr rutschig, andauernd rutschten Läufer inkl mir in der Spur zurück, die Schultermuskulatur musste mit voller Kraft dagegen ankämpfen. Ungewollte Rempeleien, Verhaken der Ski, Stürze. Ein entspanntes Gehen war unmöglich, eher einem Riesenk(r)ampf glich das ganze. Zweimal stürzte ein Läufer direkt vor mir und riss mich mit um. Aufstehen war kein Kinderspiel in der Läufermasse im harten Schneehang, wenn sich beim Sturz zusätzlich die Bindungshinterbacke des Sturzverursachenden mit meiner Schuhschnalle verhakt und es wenige cm rechts und links und vorne und hinten überall von Läufern wimmelt. Blaue Flecken und eine Schramme am Schienbein hats gegeben, aber nicht weiter schlimm, das gehört zum Startrisiko.
Nebst der rutschigen Spur fehlten meinen Fellen gute 10cm Länge. Mein erster Rennski war 150cm lang, mein jetziger 160cm. So reichten die alten Rennfelle beim neuen Rennski nur bis unter die Hinterbacke. Daran habe ich Zuhause leider nicht gedacht - selber schuld ;-(.
Das ewige Zurückrutschen und Verstellen mit den Schultern fühlte sich saumässig anstrengend an. Während dem Rennen trug ich den Pulsgurt und hatte das Garmin im Rucksack. Ich war neugierig, mit welcher durchschnittlichen Herzfrequenz man über 3000 Hm so läuft. So konnte ich meine subjektive Einschätzung zuhause objektivieren: und siehe da, bei gleicher Steigleistung (hm/h) war mein Puls um 13-17 Schläge höher auf den Abschnitten mit rutschiger Spur. Theoretisches Fazit für die kommende Patrouille des Glaciers: mittels Kauf längerer und "grippiger" Felle hole ich wohl mehr raus als mit möglichst viel Skitraining nebst meinem nicht gerade leistungsfördernden (oder anders formuliert zu viel Stunden, Weekends und Nächte in Anspruch nehmenden) Beruf ;-). So, genug der Rechnerei und Theorie. Und auch der Jammerei über meine Profession :-D.
Für Manu war das diesjährige Tris Rotondo Skitourenrennpremiere. Ohne Rennausrüstung mit ein paar Gramm mehr, dafür mit viel Grip war er unterwegs. Mit einem Lächeln auf den Lippen überholte er mit seinem breiten Fell im Aufstieg zum Fiamma-Couloir einen rutschenden Läufer nach dem andern...bis dass er bemerkte, dass ich langsam aus seinem Sichtfeld nach hinten verschwand. Normalerweise bin ich es ja eher, die Manu auf den Ski mit dem Schnüerli zieht. Heute war das mal anders ;-).
Das Tris Rotondo 2014, für mich ein Wahnsinns-Skitourenerlebnis! Im 2016 kann man sich wiederum anmelden für die Strecke mit den imposanten Portagen!

Strecke des Super Tris: etwas über 300Hm, ca 23Km

Sonntag, 9. Februar 2014

Stollen und glühende Füsse...

Morgens den Wecker überhört. Mittags, als die Sonne hoch am Himmel stehen sollte (sich aber wie prognostizert versteckte), standen wir dann endlich ready im Chireltäli, mit dem Plan im Kopf, unsere Höhenmetersammlung ausgiebig zu erweitern. Manus allgemeines WE-Ziel heisst schliesslich "4000 Hm/ WE dürfen bis zum Tris Rotondo Ende Februar nicht unterschritten werden" ;-). Unser erstes Ziel war der Gurbsgrat, denn in dessen optimal ausgerichteten Hängen kann die Sonne kaum schaden anrichten!
Meine Füsse fühlten sich beim Losfellen an, als steckten sie in riesigen Männerschuhen. Denn leider hatte ich meine dicken CNC-gefrästen Schuheinlagen Zuhause vergessen. Bei jedem Schritt ein Vor- und Zurückrutschen der Fusssohle im Schuh. Mit jedem zusätzlichen Höhenmeter schätzte meine Fusshaut dies weniger und begann zu rebellieren, zu feuern und brennen was das Zeug hält.
Die Stimmung mit verschneiten Tannen, ab "Abendmatte" nicht übler Powder und der mittlerweile fast durchdringenden Sonne war toll - ich vergass mein progredientes Fussproblem beinahe.
 
Ein Unglück kommt selten alleine - durch den Temperaturanstieg wurde die Aufstiegsspur stollig. Die klebrige Masse vergriff sich auf bösartigste Weise an meinem Fell und ich wuchs rund 4-6 cm in die Höhe. An Gleiten war da nicht mehr zu denken. Der Anblick meiner Skiunterseite war Argument genug, die Ski kurzerhand aufzubinden und ein paar wiederhallende Fluchwörter loszuwerden.
Nebst dem Powderhang war die einzige Freude (dafür eine Grosse :-)) des heutigen Tages meine Dynafit Mercury Hosen und das zugehörige Mercury Jacket, welche mich seit kurzem in die Berge begleiten - super Farbkombination, edle Verarbeitung, angenehmes und überraschend leichtes Material mit Lüftungsgschlitzen am richtigen Ort. Mehr dazu schreiben werde ich, sobald ich sie auf einigen zusätzlichen Touren auf Herz und Niere testen konnte.

Am Folgemorgen dieser "Frusttour" sitze ich mit immer noch schmerzenden Füssen vor dem Laptop und bestelle mir neue Felle: Pomoca Climb pro Glide! Schon nur der Fellsack mit seinem Pomoca-Regenbogen ist einfach ein Bijou. Meine pinkigen Pomoca-Rennfelle sind treue Dauerbegleiter auf den Rennski, nicht nur (aber auch nicht zuletzt;-)) weil sie leuchtend pink sind! So werden sich bestimmt auch die Pomoca Climb pro Glide bewähren.